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Masterstudiengang „Künstlerische Musikproduktion“ übt richtungsbezogenes Hören

Wie kann (klassische) Musik so wiedergegeben werden, dass ein realistischer Richtungsbezug auch unabhängig vom Hörplatz gewährleistet ist? Insbesondere bei der Beschallung von Open-Air-Veranstaltungen, und ganz besonders bei Opernaufführungen ist das ein großes Thema. Der Masterstudiengang „Künstlerische Musikproduktion“ widmete zum Abschluss des Wintersemesters ein ganzes Wochenende dem „richtungsbezogenen Hören“. Eingeladen wurde dazu ein Referent, der wissen muss, wie es geht: Clemens Wannemacher leitet seit 2020 die Tonabteilung der Bregenzer Festspiele. Auf der riesigen Seebühne finden jedes Jahr spektakuläre Operninszenierungen vor jeweils knapp 7000 Zuschauern statt. Und wer satte dreistellige Beträge für ein Ticket auszugeben bereit ist, erwartet natürlich, dass der überwältigende visuelle Eindruck vor grandioser Alpenkulisse mit einem höchstwertigen Hörerlebnis einhergeht. Anspruch ist es, die Sänger, die draußen selbstverständlich verstärkt werden müssen, dort zu hören, wo man sie sieht, und das auf so vielen Zuschauerplätzen wie möglich. Seit Jahrzehnten sind die Bregenzer bei der Entwicklung entsprechender Beschallungsverfahren ganz vorne mit dabei.

Zum Auftakt führte Clemens Wannemacher in die theoretischen Grundlagen der richtungsbezogenen Beschallung ein. Der sogenannte „Haas-Effekt“ beschreibt dabei das Verhältnis von Lautstärke und Zeitverlauf unterschiedlicher Lautsprechersignale, und im Wesentlichen sind es diese beiden Parameter, die die Richtung des Hörereignisses bestimmen. Einfache Berechnungen konnten von den Teilnehmern des Workshops selbst durchgeführt werden. Anschließend erläuterte Wannemacher das derzeitige Beschallungskonzept der Bregenzer Seebühne, das von Jahr zu Jahr und von Inszenierung zu Inszenierung weiter verfeinert wird.

Am zweiten Tag ging es dann an die Praxis. Dazu wurden sieben Lautsprecher mehr oder weniger zufällig im Partikasaal verteilt – durchaus praxisnah, denn bei der Oper bestimmt zuerst das Bühnenbild und nicht das akustisch Gewünschte, wo überhaupt Lautsprecher zum Einsatz kommen können. Die Düsseldorfer Firma Unitetd Brands stellte freundlich- und dankenswerterweise ein Beschallungsmischpult von Digico zur Verfügung, das für derartige Einsätze optimiert ist. Immer mit dabei: Kobold Laurenz, gemeinsam mit Wannemacher extra aus Bregenz angereist. Laurenz diente als optischer Fixpunkt und erleichterte so die Vorstellung, wo ein Schallereignis zu hören sein sollte.

Nach einer kurzen Aufgabenbeschreibung durch den Referenten konnten die Teilnehmer selbst in kleinen Gruppen an der Konsole arbeiten. Ziel war es, ein Schallereignis – der Klarheit halber wurde eine Sprachaufnahme verwendet – zeitlich und lautstärkemäßig so auf die sieben Lautsprecher zu verteilen, dass es von möglichst vielen Plätzen im Saal aus an der Stelle zu hören war, an der sich Laurenz befand. Dazu mussten zunächst Abstände und Entfernungen gemessen werden. Schnell arbeiteten sich die Studenten in die Materie ein und erzielten trotz der recht willkürlichen Lautsprecheranordnung überzeugende Ergebnisse. Dabei blieb die Erkenntnis, dass manche Positionen einfacher, manche nur schwer akustisch zu virtualisieren waren.

Eine Exkursion nach Bregenz mit Führung durch Festspielhaus und Seebühne rundet den Workshop im August ab - natürlich mit dem Besuch des „Freischütz“.

 


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