Die Geschichte und Gegenwart einer europäischen Musikstadt vor Ort erkunden? Im Rahmen des Semesterschwerpunkts „Musikmetropole Paris“ unternahm das musikwissenschaftliche Institut der Robert Schuman Hochschule Mitte Mai eine Exkursion in die französische Hauptstadt. Mit dabei waren Victoria Kellermann (Master Musikwissenschaft) und Alexandra Althoff (Bachelor Orchesterinstrumente), Autorinnen des folgenden Texts.
Das Sommersemester 2025 steht ganz im Zeichen der Musikmetropole Paris. Neben sechs Lecture Concerts gab es ein Seminar mit Prof. Dr. Tobias Bleek, bei dem sich Studierende aus unterschiedlichen Instituten intensiv mit dem Musikleben in Paris beschäftigten. Den inhaltlichen Abschluss bildete eine dreitägige Exkursion, auf der die vielfältigen Facetten dieser Stadt musikalisch und kulturell unmittelbar erlebt wurden.
Gleich nach der Ankunft ging es am 8. Mai ins Musée de la Musique. Dort besuchten wir eine Ravel-Ausstellung, die den Boléro als Herzstück in den Mittelpunkt stellte und Ravels Verhältnis zur industriellen Moderne wie seine Einflüsse aus den verschiedenen Lebensstadien eindrucksvoll in Szene setzte. Am Abend erlebten wir in der Philharmonie de Paris ein Konzert des Orchestre de Paris unter Leitung von Omer Meir Wellber. Auf dem Programm stand Viktor Ullmanns in Theresienstadt entstandene Kammeroper Der Kaiser von Atlantis, die in einen eindrucksvollen Dialog mit Mozarts Requiem gesetzt wurde. Es war eine ungewöhnliche, aber in ihrer Konzeption überzeugende Kombination, die historische Brüche und kompositorische Verflechtungen gleichermaßen spürbar machte.
Am zweiten Tag folgte die Besichtigung der Bibliothèque nationale, bei der uns eine Kuratorin der Musiksammlung handschriftliche Originalpartituren von Louise Farrenc, Maurice Ravel und Pierre Boulez präsentierte. Neben Fragen der Quellenkritik wurde auch die Rolle der Institution als Bewahrerin des musikalischen Erbes thematisiert. Die darauffolgende Führung durch die prachtvolle Opéra Garnier wurde von Studentinnen aus dem eigenen Seminar gestaltet. Mit großem Engagement beleuchteten sie architektonische, kulturhistorische und inszenierende Aspekte dieses ikonischen Opernhauses.
Am Abend fand der zweite Aufführungsbesuch der Exkursion in der Opéra Bastille statt: Puccinis Il Trittico wurde in exklusiver Besetzung mit Asmik Grigorian in den weiblichen Hauptrollen gegeben. Die drei Kurzopern, die in der Inszenierung von Christof Loy in abweichender Reihenfolge angeordnet waren, spannten einen Bogen von der Leichtigkeit des Lebens bis zur Verzweiflung über den Tod.
Abgerundet wurde die Reise am letzten Vormittag bei strahlendem Sonnenschein mit einem geführten Spaziergang im Künstlerviertel Montmartre. Zwischen Straßencafés, Kopfsteinpflaster und malerischen Gassen kann man bis heute die Atmosphäre der Pariser Kabarett-Szene und der Bohème-Kultur spüren.
So wurde die Paris-Exkursion nicht nur zu einer Reise durch die unterschiedlichen Räume der Musik, sondern auch zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der kulturellen Identität einer Stadt, die sich seit Jahrhunderten durch ihre künstlerische Vielfalt definiert.