Manfred Trojahn, ein herausragender, wenn nicht gar der wichtigste unter den deutschen Gegenwartskomponisten (ORF), bringt an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf seine nunmehr neunte Oper erstmals auf die Bühne. Mit „Septembersonate“, einem Kammerspiel in sechs Szenen, präsentiert der emeritierte Kompositionsprofessor das fesselnde Psychogramm eines Best-Agers, der sich als Erbe mehrerer Immobilien bei der Rückkehr in seine Heimat nach Jahrzehnten Abwesenheit plötzlich mit seinem Alter Ego konfrontiert sieht: einer potenziellen, aber nicht gelebten Version seiner selbst, die ihn womöglich glücklicher, erfüllter und für die Jugendfreundin begehrenswerter gemacht hätte – oder auch nicht?
Trojahn, der sich selbst mal als „ein richtiges Theatertier“ bezeichnet hat, hat das Libretto zu seinem neuesten Bühnenwerk frei auf der Basis von Henry James‘ Erzählung „The Jolly Corner“ (1908) selbst verfasst – und aus der vermeintlichen Geistergeschichte des Amerikaners durch Eingriffe in Struktur und Poetik ein psychologisch tragfähiges Drama um den eigenen Möglichkeitskosmos geschaffen. „Der Text von Henry James ist von entschiedener Sparsamkeit, wir erfahren fast nichts über die Figuren, sie scheinen keine Geschichte zu haben. Hier wollte ich eingreifen und eine Erzählung entwickeln, die mit meiner eigenen Erfahrungswelt eng verknüpft ist, sodass es am Ende mehr ein Stück ‚mit‘ Henry James geworden ist, als dass es eines ‚von‘ ihm wäre.“ Tatsächlich hat Trojahn ein Faible für „die menschlichen Grundsituationen in den alten Stücken, die in verwandelter Gestalt letztlich immer wiederkehren“, so Gerhard Rohde zu dessen 65. Geburtstag. „Trojahns Musik bohrt sich nicht existenziell-expressionistisch durch die Konflikte, sondern entdeckt in diesen das Absurde, das auch in unserem alltäglichen Leben zunehmend an Gewicht gewinnt. Wirklichkeit überführt in ironische Brechungen.“
In der Hauptpartie zu erleben ist Holger Falk, der bereits 2018 in Trojahns „Enrico“ überzeugte. Für ihn ist die Rolle des Brydon eine Herausforderung und Fügung des Schicksals zu gleich: „Das ist schon erstaunlich, wie mich Rollen finden und oft parallel zu meiner Lebenssituation auftauchen. Da ich meist eine Figur von Innen nach Außen entwickle, ist es für mich besonders wertvoll, wenn ich mich mit den eigenen Themen auch künstlerisch auseinandersetzen kann.“
Weitere Aufführungstermine: 9. Dezember 2023, 19.30 Uhr, 14. Dezember 2023, 19.30 Uhr, 29. Dezember 2023, 19.30 Uhr, 3. Januar 2024, 19.30 Uhr, 14. Januar 2024, 18.30 Uhr, 27. Januar 2024, 19.30 Uhr
An dieser Stelle noch der Hinweis, dass Studierende unter 28 Jahren im Vorverkauf eine Ermäßigung in Höhe von rund 50 % auf den Einzelkartenpreis sowie „Last Minute“-Tickets für 10,00 € an der Abendkasse erhalten.