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Grapefruits rückt Komponistinnen in den Fokus


Dass Studierende an einer Musikhochschule eine Zeitschrift herausgeben, klingt ungewöhnlich. Elisa Metz, Nathalie Brum, Elisa Kühnl und Theresa Nink haben das Fanzine „grapefruits” gegründet. Es widmet sich Komponistinnen und Klangdesignerinnen. Anfang Juli erscheint die dritte Ausgabe. Im Interview erklärt Theresa Nink, wie die Gruppe aus dem Institut für Musik und Medien auf diese Idee gekommen ist.

Theresa Nink: Ausgangspunkt war eine Liste mit Komponistinnen, die Prof. Dr. Heike Sperling im Rahmen des Masterstudiengangs „Klang und Realität“ erstellte. Es handelt sich um eine Zusammenstellung von circa 130 Komponistinnen, deren Schaffenszeitraum die zweite Hälfte des 20. und das 21. Jahrhunderts abdeckt und die im weitesten Sinne dem Bereich der Neuen bzw. der zeitgenössischen Musik zuzuordnen sind. Um sich mit einzelnen Künstlerinnen intensiver auseinanderzusetzen, entstand seitens Elisa Metz als Grafikerin, Produzentin und Studentin des Masterstudiengangs die Idee, diese in einem Heft näher vorzustellen. Das Format des Fanzines bot sich hierfür an, da es schnell und günstig produziert werden kann und wir als Fans, also aus persönlicher Begeisterung, an die Beschäftigung mit den Künstlerinnen herangehen möchten. Das erste Heft entstand so innerhalb des Seminars Transformate von Prof. Dr. Heike Sperling und mit Unterstützung von Prof. Dr. Swantje Lichtenstein


Frage: Komponieren Frauen anders als Männer? Was ist Ihr Eindruck?


Theresa Nink: Die Rahmenbedingungen unter denen Komponistinnen gearbeitet haben, waren lange andere, als jene von männlichen Komponisten, was beispielsweise gesellschaftlich akzeptierte Lebensentwürfe aber auch finanzielle Gegebenheiten wie Aufträge oder Fördermöglichkeiten angeht. Ob aufgrund dieser existentiell anderen Situation auch andere Kompositionen entstanden sind, kann je nach Einzelfall beurteilt werden. Ein essentiell anderes Komponieren zwischen Männern und Frauen leitet sich daraus aber nicht ab. Komponieren ist vielmehr etwas Individuelles, das mit Persönlichkeiten zu tun hat, die auch ein Geschlecht haben, aber eben auch viele andere Eigenschaften, die für die eigene Ausdrucksweise relevant sind. Ausschlaggebend für die Bekanntheit von Kompositionsarbeiten sind ihre Archivierung und Publikation – und dafür braucht es sowohl private als auch öffentliche Unterstützung, die leider viele Komponistinnen nicht erfahren haben. Das ist auch ein Grund, warum wir als grapefruits eine Plattform bieten möchten. 


Warum der Titel Grapefruits?

Theresa Nink: Grapefruit ist ein Buch mit Event Scores von Yoko Ono. Sie wählte den Titel, weil sie in der Grapefruit eine Mischung zwischen Orange und Zitrone sah. Das Hybride bezog sie dabei auf ihre eigene Identität, die sie oft zwischen den Kategorien der Kunst und Gesellschaft einordnete. 


Welche Zielgruppe wollen Sie damit ansprechen?

Theresa Nink: An Musik und Klangkunst interessierte Personen oder solche, die es werden wollen. 


Nach welchen Kriterien haben Sie die Künstlerinnen ausgewählt?

Theresa Nink: Da es sich um ein Fanzine handelt, folgen wir zunächst unseren persönlichen Interessen an bestimmten Künstlerinnen, mit denen wir uns gerne intensiver auseinandersetzen möchten. Da für jede Autorin andere Aspekte interessant sind, führt das zu einer Bandbreite verschiedener musikalischer Hintergründe, die im Heft vertreten sind. Viele der vorgestellten Komponistinnen bewegen sich an Schnittstellen zwischen Musik und Kunst, Schwerpunkte bilden elektronische Musik, aber auch Noise, Pop, zeitgenössische klassische Musik etc. Wir legen Wert darauf, keine rein eurozentrische Perspektive einzunehmen, sondern ein breites, internationales Spektrum abzudecken. Außerdem sollen neben etablierten Komponistinnen auch junge, noch unbekannte Positionen vorgestellt werden. 


Welche Komponistin hat Sie besonders beeindruckt?

Theresa Nink: Es ist vor allem die Bandbreite an sehr verschiedenen Komponistinnen, die beeindruckt. Jede einzelne für sich ist bei näherer Auseinandersetzung faszinierend. 


Welche Ausgaben sind bereits erschienen? 

Theresa Nink: Bisher sind zwei Ausgaben erschienen, denen jeweils ein Thema übergeordnet ist. Das erste Heft stellte Komponistinnen unter dem Aspekt „Imaginary Sound“ vor, also ihre Beschäftigung mit Schnittstellen zwischen Bild und Klang. Das zweite Heft stellte den Aspekt der „Performance“ in den Fokus. Im Juli wird die dritte Ausgabe zum Thema „Instrumente“ erscheinen, die selbstgebaute, erweiterte, erfundene, zerstörte etc. Instrumente präsentiert. Damit wir den Druck auch in Zukunft finanzieren können, bitten wir um eine Spende für jedes Heft. So entsteht ein Projekt, das sich selbst finanziell trägt und dennoch erschwinglich ist. Geplant ist, dass jedes Semester eine neue Ausgabe erscheint und Teile aus dem Heft publizieren wir online auf unserer Seite Grapefruits, auf die wir sehr stolz sind. Nochmal vielen lieben Dank an Lennart für seine unerlässliche Unterstützung dabei! 


Wie ist die Resonanz auf das Magazin? 

Theresa Nink: Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Zum einen erhalten wir online Anfragen und Bestellungen des Heftes aus verschiedenen Ländern. Darüber hinaus haben sich auch bereits Kooperationen mit anderen Initiativen und Institutionen ergeben. So ist Grapefruits im April 2020 Kooperationspartner der „Feminale der Musik“ am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, einem digitalen Festival zu Komponistinnen.   


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